Der neue bordermonitoring.eu Blog JungleOfCalais entstand im März 2020 angesichts der beginnenden Corona-Pandemie und der damit verbundenen Restriktionen. Er dient als Informationskanal zur Situation auf der Migrationsroute vom europäischen Festland nach Großbritannien. Aufgrund der vorgelagerten britischen Grenzkontrollen befinden sich Migrant_innen dort seit zwei Jahrzehnten in einer hochgradig prekären Situation. Einige ihrer improvisierten Camps und Hüttensiedlungen wurden unter dem Namen Jungle of Calais zum Symbol einer Situation im Inneren der EU, wie sie sonst an ihren Außengrenzen zu finden ist.
Zu Beginn der Corona-Krise lebten etwa 1000 Menschen on the move in Calais, etwa 500 unter ähnlichen Bedingungen in Grande-Synthe bei Dunkerque und weitere an anderen Orten Nordfrankreichs und Belgiens. Mit der Etablierung klandestiner Bootspassagen war 2018/19 außerdem ein neuer Migrationspfad zur Querung des Ärmelkanal entstanden, der zu Beginn der Krise stärker genutzt wurde denn je.
Das Corona-Virus, das Ende März 2020 auch unter den Calaiser Migrant_innen nachgewiesen wurde, beendete das Migrationsgeschehen nicht und stellt für die Geflüchteten nur eine Bedrohung unter vielen dar. In erster Linie verschärfte die Pandemie die Situation in den Camps, bewirkte eine Verknappung lebensnotwendiger Ressourcen, erschwerte die Arbeit humanitärer und solidarischer Organisationen und blieb von anhaltender Polizeigewalt begleitet. Maßnahmen zum Schutz der Migrant_innen vor der Covid-19-Erkrankung und zur Evakuierung in sichere Unterkünfte blieben unzureichend.
Der Blog JungleOfCalais dokumentiert die Entwicklung ohne die Möglichkeit einer direkten Recherche am Ort des Geschehens. Das Redaktionsteam arbeitet von Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden aus und nutzt Informationsquellen aus einer mehrjährigen – teils dokumentarischen, teils journalistischen, teils wissenschaftlichen – Beschäftigung mit dem Thema. Eine Mitarbeit am Projekt ist möglich und willkommen!
Nicht zuletzt soll der Blog kritisches Wissen produzieren und bereitstellen, das auch für andere prekäre Orte in Europa und an seiner Außengrenze, für die Situation Marginalisierter im Verlauf von Seuche und Ausnahmezustand sowie für die Möglichkeit solidarischer und analytischer Arbeit bedeutsam sind.