Kurzbericht von der kroatisch-serbischen Grenze

Eine Kollegin, die sich in Tovarnik, einem kroatischen Dorf an der kroatisch-serbischen Grenze aufhält, hat uns gerade von der dortigen Situation berichtet. Sie sagt, dass es sich um eine humanitäre Katastrophe handelt.

Ihren Schätzungen zu Folge halten sich am Bahnhof mindestens 2.000 Flüchtlinge auf, im Dorf selber seien es nochmal so viele. Die kroatische Polizei blockiert aber den Zugang zum Dorf, weswegen die Flüchtlinge, unter ihnen viele Kinder und alte Menschen, teilweise schon seit Tagen am Bahnhof verbleiben müssen.

Gestern fuhren zwei Züge mit Flüchtlingen ab, allerdings war nicht bekannt, wohin. Ein Zug kehrte mit den InsassInnen zurück. Als gestern abend ein dritter Zug bereitgestellt wurde, kam es zu Auseinandersetzungen, um Zugang zum Zug zu erhalten. Der Zug fuhr jedoch nicht ab. In einem Waggon ließen sich die Fenster nicht öffnen, und auch die Klimaanlage war abgestellt. Nach den Schilderungen unserer Kollegin waren die Personen im Waggon kurz davor zu ersticken, ein Verlassen war erst nach Intervention möglich, da die Polizei dies zuvor verhinderte.

Alle im Bahnhof sich befindenden Flüchtlinge sind sehr erschöpft von der Flucht, viele haben von den langen Fussmärschen blutige Füsse. Die hygenische Versorgung ist kaum gegeben, es mangelt an Toiletten, Waschmöglichkeiten, etc. Das kroatische Rote Kreuz ist zwar vor Ort, beschränkt sich aber darauf, Äpfel und Wasserbecher zu verteilen. Auch das UNHCR ist vor Ort, es ist aber nicht ersichtlich, was es tut. Es leistet auf jeden Fall keinen Beitrag zur Verbesserung der Situation. Die wenige mögliche Unterstützung wird allein durch Freiwillige und private Spenden geleistet.

Obwohl die Grenze zu Serbien mittlerweile geschlossen ist, kommen immer noch Flüchtlinge über die Felder. Damit setzen sie sich der Gefahr aus, durch die immer noch in den Feldern vorhandenen Minen verletzt oder gar getötet zu werden.

Im Flüchtlingslager Beli Manastir, nicht weit von Tovarnik entfernt, sind mittlerweile weit über 2000 Flüchtlinge untergebracht, bei einer nominalen Kapazität von 1000. Es ist offensichtlich, dass die kroatischen Behörden, und auch die Polizei keinerlei Plan haben, wie mit der Situation umzugehen ist. Trotz der Tatsache, dass es schon seit des Beginns des Baus des ungarischen Grenzzauns klar ist, dass Kroatien dass nächste Transitland sein würde, haben weder die nationalen noch die europäischen Institutionen irgendwelche Vorbereitungen getroffen. Es ist ein Skandal, was sich aktuell in Kroatien abspielt.